20140820

Beatsteaks - Beatsteaks 3/10

Schwaches Album der Beatsteaks. Der Biss fehlt.  Einzig die Tracks "Make A Wish", "Creep Magnet" und "I Never Was" können mich begeistern.

Eine Platte, die möglicherweise bei mehrmaligen Hören wächst und signifikant besser wird, aber wenn man ein Album erst großziehen muss, dann kann ich mir auch ein Tamagotchi zulegen.

20100926

Lake Of Tears - Greater Art 5/10

Stilistisch ist "Greater Art" im gemäßigten Death Metal anzusiedeln (typischer Elchtod ist es also nicht). Die später erreichte Klasse der Band kann ich auf diesem Debut allerdings noch nicht ausmachen. Sicherlich gibt es hier und da schon einige (wenige) tolle Melodien zu entdecken, aber berauschen ist das alles nicht. Anspieltipps hab ich diesmal keine, allerdings schaffen "Evil Inside" und "Upon The Highest Mountain" es gelegentlich in meine Rotation.

20100925

Lake Of Tears - The Neonai 8/10

In den Musikmagazinen sträflich niedrig bewertetes Schlussalbum der ersten Phase. Brennare hatte einen 5-Alben Vertrag mit Black Mark unterzeichnet, um aus diesem Vertrag herauszukommen veröffentlichte er 2002 ohne große Ankündigung "The Neonai". War der Vorgänger eine (für mich) logische Weiterentwicklung zum Doom-Referenzwerk "Headstones" stellt "The Neonai" für mich der nächste Schritt zur "A Crimson Cosmos" dar. Warum es allerdings im Gegensatz zu den Vorgängern bei vielen Schreiberlingen um einiges schlechter wegkommt wird mir nicht ganz klar:

Das eröffnende Duo aus dem Intro und "Return Of The Ravens" (Hörprobe: hier) ist für mich neben "The Path Of The Gods" vom "Headstones" Album DER Lake Of Tears Überhit - und ich weiss von einigen LoT Konzerten (welche leider viel zu selten sind), dass ich nicht alleine bin.

Das anschließende "The Shadowshires" hätte perfekt auf "A Crimson Cosmos", welches von vielen als LoT bestes Album gesehen wird, gewirkt. Untergegangen wäre es dort auf keinen Fall, auch dort wäre es ein herausragender Song gewesen. Gehört für mich zu den besten Songs, die Brennare jemals veröffentlicht hat.

Nach dem qualitativen Ausrutscher "Solitude" (erscheint mir als ein Überbleibsel aus den "Forever Autumn" Sessions) folgt das starke "Leave A Room". Hier gibt es wieder die beeindruckenden Qualitäten des Songschreibers Brennare zu bestaunen: Eingängigkeit und catchy Refrain.

Von vielen wird die Ballade "Sorceres" als uninspirierter Tiefpunkt im Schaffen der frühen Bandphase angesehen - wenn man dies als Tiefpunkt bezeichnen soll, dann müssen viele andere Bands aber ganz gewaltig für ihre Balladen in Grund und Boden schämen. Zwar kein Juwel im Songfundus der Band, aber allemal gut.

Wenigsten sind sich fast alle beim nächsten Song "Can Die No More" einig: grandioser Midtempo-Kracher mit ziemlich fetten Bass und spärlichem Elektronik-Einsatz.

Selbst das Duett "Nathalie And The Firelies", der Popsong der Scheibe, weiss mir zu gefallen. Jennie Tebler liefert wie auf den auf allen anderen Veröffentlichungen einfach immer eine angenehme Performance als weiblicher Counterpart zu Daniel Brennare ab.

Die beiden Songs "Let Us Go As They Do" und das düster bedrohliche "Down The Nile" beschließen das Album. Ersterer ein Lückenfüller, zweiterer eine recht passable intensive Nummer.

Es folgt daraufhin nur noch: WAS ERLAUBEN LABEL BLACK MARK ZUM SCHLUSS? EINE SOUNDCOLLAGE DES HEADSTONES ALBUM MIT ÜBER 3 MINUTEN LAUFZEIT. WAS SOLL DER MIST?

Für einen Schnellschuss, den die Jungs hier ablieferten um aus dem alten Knebelvertrag bei Black Mark herauszukommen, ein starkes Album, welches deutlich öfter als "A Crimson Cosmos" bei mir aufgelegt wird (auch wenn die letzten 2 Songs und die Soundcollage immer geskipt werden).

20100924

Lake Of Tears - Forever Autumn 7/10

Reduzierte Eleganz beschreibt das vierte, 1999 veröffentlichte Lake Of Tears Album recht gut. Einfach gehalte, melancholische Songs. Die Stromgitarre tritt nur noch als Beiwerk auf, ansonsten liegt auf der akustischen Instrumentalisierung das Hauptaugenmerk. Cello, Piano und ein ziemlich in den Vordergrund gerückter Bass dominieren hier - zusammen mit der eindrücklich warme Stimme von Daniel Brennare. Anmutige Herbstmelancholie, eingebrannt auf eine Silberscheibe. Das Album würde ich nicht zwingenderweise als traurig bezeichnen. Passender find ich das Wort "resignierend". Kein Album für Leute, die ausschließlich Metal hören. Nur ein großartiger unaufgeregter Fussmarsch durch eine vom Herbst niedergerungene Allee leerer Blätterbäume...

Überzeugungsversuche, dem Album eine Chance zu geben: der Rocker "So Fell Autumn Rain", das von Pink Floyd inspirierte "Forever Autumn", das schöne Instrumental "Otherwheres" und "Demon You/Lily Ann".

20100923

Lake Of Tears - A Crimson Cosmos 9/10

Zwei Jahre nach dem faszinierenden Gothic/Doom Output "Headstones" legten LoT eine kleine Kurskorrektur hin. Die düstere Grundstimmung blieb erhalten, die songwriterische Klasse (wenn auch kaum vorstellbar) hörbar verbessert und die Songstrukturen nochmals einfacher gestrickt. Das Ganze wurde mit einer gehörigen Prise 70iger Jahre Stimmung vermischt, danach geschüttelt, Pilzen beigefügt und konsumiert - herausgekommen ist ein großartiges hartes Rock Album mit deutlichem psychodellischen Einschlag. Während alle anderen LoT Veröffentlichungen ein gewisse depressive Grundstimmung anhaftet, versprüht diese Album gerade zu eine warme, flauschige Atmosphäre.

Einziger (kleiner) Ausfall unter den Nummern ist für mich "Raistlin And The Rose", es wirkt auf mich leicht deplaziert (auf anderen Scheiben hätte der Song besser funktioniert). Der Rest der Songs ist gewohnt oberste Güteklasse - auch wenn ein Übersong fehlt. Repräsentative Anspieltipps: "Cosmic Weed" und "Lady Rosenred" (hat eigentlich irgendjemand mal Mike Oldfield zu dem Song befragt?). Leider blieb LoT auch mit diesem Album verwehrt über den Status eines Underground-Tip hinaus zu kommen.

20100918

Lake Of Tears - Headstones 9/10

Das Zweitwerk der Band aus Boras/Schweden würde ich neben Tiamats "Wildhoney" als perfekte Blaupause für perfekten Gothic Metal (mit leichten Doom-Einflüssen) jedem ans Herz legen, der gewollt ist zuzuhören.

Daniel Brennare und seine Jungs haben auf diesem Album zum ersten Mal bewiesen, wie einfach Musik doch sein kann. Als Genies an den Instrumenten konnte man die Band damals kaum bezeichnen, ihre Songs waren schon immer recht einfach gehalten. Auch an der lyrischen Front wurde selten komplexes ausgepack, ganz entgegen den sonstigen Genregrößen (Tiamat/Paradise Lost/My Dying Bride). Lake of Tears bestachen damals durch ihre Einfachheit - eingängig beim ersten Hördurchgang, für wirklich jeden nachzuvollziehen. So avancieren Songs wie z.b. der Opener "A Foreign Road", die einzig mir bekannte Singleauskopplung ""Raven Land" (wer irgendwo die Single findet, bitte bescheid an mich, die fehlt in meiner ansonsten vollständigen LoT Sammlung) und der mit bezaubernder Akustikgitarre vorgetragene Titeltrack zu einzigartigen Ohrwürmern. Der Band gelang damals das Kunststück jedem Song mit einem hervorragenden Refrain zu spendieren, welche Band kann das von sich schon behaupten?

Als letztes Schmankerl hatten sich Lake Of Tears allerdings noch etwas besonderes aufgehoben: das abschließende 13-minütige "The Path Of The Gods (Upon The Highest Mountains Part 2)". Ein derart mitreissendes naturepochales Monster von Song hatte ich bis dahin noch nicht gehört - und selten wurde es bis zum heutigen Zeitpunkt erreicht. Vergleichbar ist das ganze mit dem Abschluss einer Reise an einen entlegenen Ort mit erhabenen Blick auf die Strapazen des Weges.

"Stray pilgrim, god to be. Stray wanderer, 'all these realms' belong to thee"

20100901

Moonspell - Irreligious 9/10

1996 - Teil II

Paradise Lost hatten lange Zeit das alleinige Recht auf den Gothic Metal Thron. Das änderte sich jedoch schlagartig im Sommer 1996. Die Portugiesen von Moospell vollzogen einen radikalen Kurswechsel, weg vom Black Metal des Vorgängers "Wolfheart" hin zu gemäßtigerem Gothic Metal. Das Ergebnis klang jedoch um einiges zugänglich und erfrischender als bekannte Alben von Paradise Lost.

Ein recht passender Vergleich, den ich zu diesem Album mal im Internet gelesen habe war folgender: "Im Süden brennt die Sonne, und während einem der Schweiss von der Haut rinnt, wird das Hirn von den flammenden Massen des Sonnensternes auf ausgetrocknetem, aufgesprungen Boden zermahlen. Das unter solchen Himmeln kein süsslicher, kitschiger Anne Rice-Gothrock erdacht werden kann, der nicht tiefer als das nächste Rotweinglas geht, ist klar. Moonspell sind schwer, immer langsam und in gewisser Weise sogar brutal." Das Album versprüht gerade zu die träge Hitze Portugals, was sich auch im absolut untypischen Cover wiederspiegelt: das Auge des ägyptischen Sonnengottes Ra vor Flammen.

Es gibt wenige Longplayer die eine ganz spezielle düstere Magie verbreiten, "Irreligious" ist eins dieser Schätzchen. Anspielltips zu nennen ist eigentlich den anderen Songs gegenüber unfair, aber wenn ich welche nennen soll, sind es der Quasi-Opener "Opium" und das abschliessende Trio "Mephisto"/"Herr Spiegelmann" (mit Textstücken aus Patrick Süsskinds "Das Parfum" versehen)/"Full Moon Madness"

20100831

Therion - Theli 10/10

Ich kann mich noch gut an Mitte der 90iger erinnern, da gab es in den großen deutschen Metalmagazinen die umstrittene Diskussion "Ist der Metal Tot?". Grundge war das große Ding, Nirvana waren die Helden, verkauften Millionen und die Jugend flannierte in Flannelhemden durch die Gegend. Metal fand - kommerziell erfolgreich - nicht mehr statt und war in den tiefsten Untergrund verbannt. Metalfans unter den heranwachsenden waren selten. In meinem Umfeld kann ich mich jetzt an eigendlich nur eine Person erinnern, die nicht um vieles älter war, die ebenfalls härteren Stoff konsumierte. Herrausragende Alben waren seltene Schätze, der Metal trat oftmals auf der Stelle. Von meinem Standpunkt aus gesehen änderte sich das schlagartig im Frühling/Sommer 1996 - rückblickend für mich bildet diese Jahr immer noch DAS metallische Jahr der 90iger.

Eines der wegweissenden Alben war sicherlich Therions "Theli". Klassische Chöre gab es schon auf vielen Scheiben zuvor, massiver Einsatz von Keyboards ebenfalls und Gitarrensoli sowieso, aber dieses Album hatte etwas besonderes, geradezu erhabenes. Die zahlreichen klassischen Passagen passten perfekt zu den Gitarren, die metal-untypischen Instrumente ergänzten dies zu einem harmonischen Ganzen. Christofer Johnsson hatte es verstanden beide Stile unter einen Hut zu bringen - einige hatten es schon vor ihm versucht, oft auch qualitativ gut, zumeist aber für den "Durchschnittshörer" nicht nachvollziehbar (siehe Mekong Delta) oder unglaublich aufgesetzt (hallo, ja genau ihr dort drüben: Metallica!). Was das Mastermind aus dem Hause Therion ebenfalls erkannt hatte, war, dass er sich Unterstützung für den Gesang ins Boot holte: Drummer Piotr Wawrzeniuk und Dan Swanö, deren angenehme Stimmen perfekt die Musik ergänzen. Dieses Album ebneten den weiteren Weg für Therion, deren Plattenfirma Nuclear Blast damals ein ziemliches finazielles Riskio aufsich nahm um die Platte möglich zu machen. Auf den folgenden Veröffentlichungen "Vovin" und "Deggial" verfeinerte Johnsson den Klassikanteil immer weiter - unglaublich wie perfekt diese beiden Musikstile sich ergänzen und zusammenpassen. Jedoch bleibt dieser hier zelebrierte Übergang von der Death Metal Kombo zur Symphonic Metal (grausiger Begriff) Band unantastbar das Magnum Opus der Schweden.

Diese Scheibe enthielt alles: bedrohlich treibende Intros/Outros, famose Klassikparts des Barmbek Symphony Orchester gepaart mit herausragenden Chören (großartige Leistung des Norddeutschen Radio Chor), treibende Death Metal Parts (Anspieltip: "Invocation Of Naamah") und mystische Balladen ("The Siren Of the Woods").

(Mega) Therion, das große Tier, hatte 1996 gesprochen - und viele hatten es vernommen. Ich bezweifle stark, dass wir heutzutage so viele Metalbands hätten, die ihre Musik durch klassische Parts/Chöre erweiteren, wäre dieses Album nicht veröffentlicht worden. Therion waren Vorbereiter für ein ganzes Heer an Bands. Leider hat jede Medaille zwei Seiten...